Helmuth MöllerSEETH Während die Bundeswehr das Materiallager in Bargum reaktivieren möchte, hat das Verteidigungsministerium dem Amt Nordsee-Treene kurz vor Weihnachten mitgeteilt, dass die Stapelholmer Kaserne in Seeth nicht weiter genutzt werden soll (wir berichteten). Ein wahrer Durchbruch für Seeth, denn nun darf das Areal zivil genutzt werden. Wie es jetzt genau weitergehen soll – das war Thema in der jüngsten Gemeindevertreter-Sitzung.
Die Feuerwehr hatte vorgesorgt und genügend Stühle im Dorfgemeinschaftshaus bereitgestellt – denn bereits im Vorfeld war klar, dass viele Zuhörer kommen werden. Der Grund dafür war die Vorstellung der Pläne für das 42 Hektar große Areal der ehemalige Stapelholmer Kaserne. Sie stand ganz oben auf der Tagesordnung.
Aus Berlin waren Geschäftsführer Hartmut Röder und Planer Sören Klünder von der GKU Standortentwicklung GmbH angereist. Das Duo war zuvor bereits unter anderem mit den ehemaligen Bundeswehrliegenschaften in Leck und Enge-Sande befasst.
„Vor knapp einem Jahr waren wir schon einmal hier – und heute geht es nun tatsächlich um das komplette Gelände der Kaserne“, machte Sören Klünder in seinem Vortrag deutlich. „2014 wurde von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft eine Markt- und Standortanalyse vorgenommen – und so lange sind wir hier schon dabei.“
Zur Erinnerung: Im Juni 2015 zog die Bundeswehr ab, im Juli 2015 wurde die Kaserne dann Flüchtlingsunterkunft. Seit Juli 2016 steht die Kaserne leer, ein Gebietstausch innerhalb der Landkreise Schleswig-Flensburg und Nordfriesland folgte. Das Kasernengelände liegt jetzt allein im Landkreis Nordfriesland und im Bereich der Gemeinde Seeth. Die Flüchtlingsunterkunft wurde 2017 an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) zurückgegeben.
„Die Planungsziele haben sich nicht grob geändert – sie sehen immer noch eine Umwandlung von des Bundeswehrgeländes in eine Fläche für gewerbliche Nutzer vor“, so Klünder. „Wir haben hier ein bebautes Gebiet von 42 Hektar mit 73 Gebäuden. Ehemals waren es 77, vier sind bereits von der Bima abgebaut worden.“ Zusammengefasst gehe es bei der Planung um einen Gewerbe-Energiepark. Man habe ein Investitionsvolumen von 29 Millionen Euro, und es sollen 140 bis 170 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
Das Areal wird Klünder zufolge planerisch in mehrere Bereiche für unterschiedliche Nutzung aufgeteilt. Auf einer Fläche soll regenerative Energie produziert und verwendet werden. Darüber hinaus soll es auch Anlagen zur Entwicklung neuer regenerativer Energien geben. Die Arbeitsplätze entstehen unmittelbar in diesem Bereich. Vorgesehen ist außerdem, dass die anfallende Energie vor Ort mit abgenommen wird. Geplant sind eine Kleinwindanlage, ein Blockheizkraftwerk und Solaranlagen.
Nach wie vor gilt, dass ein Gewerbegebiet unter Ausschluss von Einzelhandel entsteht, um Nahversorgungszentren wie Friedrichstadt nicht zu gefährden. „Im zentralen Bereich und im Südwesten haben wir ein Sondergebiet für Büros und Verwaltung vorgesehen. Das Vorhandensein der Zoll-Diensteinheiten lässt sich gut mit der Planung vereinbaren“, führte der Planer weiter aus. Festgelegt wurden Baugrenzen mit Abständen von 30 Metern zum angrenzenden Wald und 20 Metern Abstand zur Bundesstraße 202. Dort soll es auch eine Zufahrt geben. Insgesamt sollen 40 bis 80 Prozent der Fläche bebaut werden.
Klünder räumte in seinem Bericht ein, das die Gemeinde Seeth kein Zentralort ist und es deshalb einen sogenannten Zielkonflikt mit der Landesplanung des Landes Schleswig-Holstein gebe. „Es muss ein Verfahren der Zielabweichung geführt werden. Dazu wurde im August 2017 ein Antrag gestellt wegen Einvernehmen mit den Nachbargemeinden.“ Die frühzeitige Beteiligung der Träger öffentlicher Belange sei bereits erfolgt.
In der Gemeindevertreter-Sitzung an diesem Abend fand gleichzeitig die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit statt. Klünder: „Es wird ein Abwägungsbeschluss erstellt. Die Beschlussfassung erfolgt im Februar oder März 2019 im Gemeinderat. Die Nachnutzer beteiligen sich an den Planungskosten.“
Auf Nachfrage des Seether Vize-Bürgermeisters Bernd Kindt betonte Sören Klünder: „Nein, eine Biogasanlage ist auf dem Areal nicht geplant.“ Die wäre im Übrigen auch unzulässig, ergänzte Hartmut Röder und fügte an: „Jetzt sind die Fördermöglichkeiten noch gut. Wir müssen sämtliche Chancen ausschöpfen – das wären bis zu 70 Prozent. Ich möchte auch noch betonen, dass wir vor einem der größten Konversionsprojekte in der gesamten Region stehen.“
Die Planer bestätigten, dass die Bima an einen Käufer veräußern wird, der die Teilflächen weiterverkauft. Namen dürften noch nicht genannt werden. Beteiligt sei ein Konsortium verschiedener Unternehmen.